Peter Jacobi.
Erinnerung wird Form – Skulpturen, Reliefs, Fotografien
26. April – 20. Oktober 2024

Zur Ausstellung
Peter Jacobi, 1935 in Rumänien geboren, hat in nunmehr über fünfzig Schaffensjahren ein großes und facettenreiches Werk hervorgebracht. Sein beeindruckendes und reichhaltiges Œuvre erscheint als kontinuierliches und vielschichtiges Nachdenken über Identität und Erinnerung, über vergangene, vergehende und verbleibende Zeit in einer reduzierten, abstrahierten Formensprache. „Die Rettung vor dem Vergessen und die Heilung des Gedächtnisses durch Ästhetik“ (Magda Predescu) ziehen sich als roter Faden durch sein Werk: Sei es der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem „Westwall“, den militärischen Westbefestigungen mit Bunkern, Sperranlagen und Geschützstellungen aus der Nazi-Zeit. Sei es in den Werken zum „Holodomor“, der verheerenden, von der stalinistischen Politik in der Sowjetukraine zwischen 1931 bis 1933 herbeigeführte Hungersnot, der rund 4 Millionen Ukrainer zum Opfer fielen. Oder seien es die „Stillleben nach dem Exodus“, Fotografien, die an die Zerstörung und den Verfall der sächsischen Wehrkirchen in Siebenbürgen erinnern.
Die Ausstellung versammelt Ausschnitte aus Peter Jacobis umfangreichen Werk, woraus sie wichtige Pole abbildet: von einem eichenen Torso mit Textilassemblage aus dem Jahr 1965 bis zu jüngst entstandenen Säulen in Bronze und Eisenguss. Dazwischen spannen sich beispielhaft zentrale Werkgruppen. Gezeigt werden 85 Skulpturen, Reliefs und Fotografien des international renommierten Künstlers.
Das Werk Peter Jacobis entzieht sich einer strengen, abgrenzenden Klassifizierung, umfasst es doch die verschiedensten, ineinandergreifenden Medien: von der Bildhauerei über Textilarbeiten und Fotografie bis hin zu einem weiten Begriff von Installation. Die über Jahrzehnte gewachsenen Werkgruppen des Künstlers sind prozesshaft und mehrdimensional miteineinander verwoben. Sein Werk ist in seinen Reflexionen über Erinnerung und Identität, seinen Spiegelungen von Leben und Vergänglichkeit zeitlos.
Peter Jacobis künstlerisches Konzept spannt sich zwischen der Abstraktion und Figuration, zwischen dem Narrativen und Dokumentarischen. Geometrische, modulare und organische Säulen mit variierenden Querschnitten bilden einen zentralen Aspekt seiner bildhauerischen Arbeit. Bronze, Eisen und Stahl, Marmor und Schiefer gehören zu seinen bevorzugten Materialien. Parallel zur Bildhauerei entstanden stets auch Fotografien. Fotografie und Bildhauerei sind bei Peter Jacobi inhaltlich untrennbar miteinander verknüpft. Beide Medien stehen in einem unauflöslichen Wechselspiel. Die fotografischen Arbeiten, die seit den 1980er Jahren entstehen, zeugen von Peter Jacobis bildhauerischer Vorstellung von Raum und Volumen und legen eine enorme plastische Präsenz an den Tag. Umgekehrt haben viele skulpturale Werke in Fotografien ihren Ausgangspunkt, indem sie plastischen Formüberlegungen dienen oder Statusänderungen festhalten.
Biografie
Katalogheft
Zur Ausstellung ist eine Broschüre (40 Seiten) erschienen mit einem Text von Ausstellungskurator Joachim Haller.
Ausstellungsansichten und Werke
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Installationsansicht Galerie im Prediger 2024. Foto: F. Kleinbach -
Peter Jacobi, Drapierter Torso, 1965 / um 2020, Eiche, aufwendig geschnitzt, Textilassemblage, 195 × 220 × 60 cm. © Künstler -
Peter Jacobi, Studie für eine Kreuzigung, 1965/2015, Bronze, klassisch grüne Patina, 70 × 41 × 15 cm. © Künstler -
Peter Jacobi, Westwall / Siegfried-Linie, 1979-1983, Serie: s/w Fotografie auf Baryta Papier. © Künstler -
Peter Jacobi, Stillleben mit Metall-Mèche, 1993, s/w Fotografie, Barytpapier, 60 × 60 cm. © Künstler -
Peter Jacobi, Hexaeder-Säule, 2018–2023, Bronzeguss, schwarze Patina, 138 × 27,5 × 27,5 cm. © Künstler -
Peter Jacobi, Vermeș (Mermsch), Altarsockel in aufgegebener Kirche, 2005, Farbfotografie, Lambdaprint. © Künstler. -
Peter Jacobi, Halvelangen: Raum im Gemeindehaus – einstiges Musikantenzimmer, 2013, Farbfotografie, © Künstler