Bruno Feger.

Augenblick, verweile doch

30. September – 26. November 2017

Blick in die Ausstellung »Bruno Feger. Augenblick, verweile doch«, im Vordergrund: Gräser 12-9-17, 2017, Stahl, 3-teilig. © Künstler, Foto: Frank Kleinbach
Blick in die Ausstellung »Bruno Feger. Augenblick, verweile doch«, im Vordergrund: Gräser 12-9-17, 2017, Stahl, 3-teilig. © Künstler, Foto: Frank Kleinbach

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Blick in die Ausstellung »Bruno Feger. Augenblick, verweile doch«, links Mitte: Paradiesbaum 16-8-1,2017, Stahl, farbig gefasst, 350 x 165 x 160 cm. © Künstler, Foto: Frank Kleinbach
Blick in die Ausstellung »Bruno Feger. Augenblick, verweile doch«, links Mitte: Paradiesbaum 16-8-1,2017, Stahl, farbig gefasst, 350 x 165 x 160 cm. © Künstler, Foto: Frank Kleinbach

Dem „Gerade jetzt“, dem Augenblick im steten Fluss von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – ihm Ausdruck zu verleihen, ist das Anliegen des Bildhauers Bruno Feger. Transparent wird Fegers künstlerischer Ansatz vom 30. September bis 26. November in der Galerie im Prediger: Unter dem Titel „Augenblick, verweile doch“ sind ausgewählte Arbeiten zu sehen, die einen Bogen über das Schaffen des Bildhauers spannen. Im Zentrum steht ein neu entstandener Paradiesbaum, Symbol und Träger der menschlichen Träume vom verlorenen Glück wie auch der mythischen Einheit mit der Natur.

Werden und Vergehen in Stahl
Über Wachsbilder, Blüten in Holz und Stahlworte fand Bruno Feger vor gut 30 Jahren zu seiner in der Reflexion des Themas Natur unverwechselbaren Formensprache. In wochenlanger Arbeit montiert und verschweißt er hunderte fast mosaikhaft kleine, rechteckig geteilte Stahlplättchen, die er zuvor aus einer industriell gefertigten Stahlplatte geschnitten hat, zu großformatigen, teils farbig gefassten Skulpturen: zu Hagebutten, Lilien und Kirschen, zu Gräsern und Tulpen. Dieser Herstellungsprozess ist in Fegers Werk sowohl konstruktiv als auch konstitutiv, geht es im doch darum zu zeigen, dass, wie er sagt „Teilung und Zusammensetzung ein Widerspruch, aber lebensnotwendig sind“.
Die Formen der einzelnen Pflanzen erfasst der Bildhauer nicht im Detail, sondern im Gesamt. Er abstrahiert und reduziert sie auf Grundformen und -linien ihres Erscheinens in der Natur, lässt den jeweiligen Urtypus aber erkennen. Im natürlichen Zyklus des Blühens und Verwelkens hält er sie in der Üppigkeit ihres Wachstums fest: in sattem Grün die Gräser, in prall leuchtendem Rot die Hagebutten, Kirschen und Tulpen. Dabei setzt der Bildhauer nicht auf die körperliche Masse, sondern auf die Haut, die Oberfläche der Objekte. Trotzt ihrer monumentalen Größe wirken die Skulpturen leicht. Zugleich visualisieren sie Vitalität, Wachstum und Kraft. Daraus eröffnet sich eine eigentümliche Ambivalenz, entsteht doch Zartes und Vergängliches aus dem harten und dauerhaften Material Stahl.

Blick in die Ausstellung »Bruno Feger. Augenblick, verweile doch«, links Mitte: Paradiesbaum 16-8-1,2017, Stahl, farbig gefasst, 350 x 165 x 160 cm. © Künstler, Foto: Frank Kleinbach
Blick in die Ausstellung, vorne: Tulpen 26-9-17, 2017, (2010), Stahl, farbig gefasst, 7-teilig, 82 x 720 x 1060 x cm (Ausschnitt), Wand: Letzte Worte – mehr Licht 15-6-13, aus der Serie Stahl-/Lichtworte, 2013, Stahl, Neon, 67 x 193 x 26 cm. © Künstler, F
Blick in die Ausstellung, vorne: Tulpen 26-9-17, 2017, (2010), Stahl, farbig gefasst, 7-teilig, 82 x 720 x 1060 x cm (Ausschnitt), Wand: Letzte Worte – mehr Licht 15-6-13, aus der Serie Stahl-/Lichtworte, 2013, Stahl, Neon, 67 x 193 x 26 cm. © Künstler, Foto: Frank Kleinbach

Bruno Fegers pflanzliche Gebilde entfalten schon durch ihre Größe eine starke Präsenz. Unterstrichen wird diese durch die farbige Fassung, welche die Arbeiten zuweilen erhalten. In ihrer Farbigkeit und monumentalen Ausdrucksstärke lassen sie an Pop-Art denken, insbesondere an die Metamorphosen Claes Oldenburgs, in denen es dem Künstler gelang, die Intensität gewöhnlicher Dinge zu erhöhen und die Kraft der Gegenstände neu anschaulich zu manchen. In ihrer stählernen Materialität, nicht welkend und faulend, verkörpern sie einerseits Beständigkeit und Unvergänglichkeit. Andererseits haben sie vieles gemein mit klassischen Vanitas-Kunstwerken, etwa den Stillleben mit Früchten und Blumen des Barock, die ihre größte Schönheit just in jenem Moment entfalten, in welchem das Welken und Faulen bereits begonnen hat. Damit verweisen sie auf die Zeitgebundenheit alles Seins und darauf, dass Werden nicht denkbar ist ohne Vergehen – dass nur die Vergänglichkeit unvergänglich ist.

Blick in die Ausstellung, vorne: Tulpen 26-9-17, 2017, (2010), Stahl, farbig gefasst, 7-teilig, 82 x 720 x 1060 x cm (Ausschnitt), Wand: Letzte Worte – mehr Licht 15-6-13, aus der Serie Stahl-/Lichtworte, 2013, Stahl, Neon, 67 x 193 x 26 cm. © Künstler, Foto: Frank Kleinbach
Blickfang vor der Galerie: Bruno Feger, Hagebutten 6-8-14, 2014, Stahl, farbig gefasst, 2-teilig
Blickfang vor der Galerie: Bruno Feger, Hagebutten 6-8-14, 2014, Stahl, farbig gefasst, 2-teilig

Berührtheit des Künstlers mit der Natur
Die Skulpturen Bruno Fegers beruhen auf einer intensiven Beschäftigung und einer tiefen emotionalen Berührtheit des Künstlers mit der Natur, mit Pflanzen und Blumen. Es geht ihm um das Verstehen der „von Hingang lebenden Dinge“ (Rainer Maria Rilke), und darum, der unausweichlichen Vergänglichkeit alles Natürlichen eine künstlerische Form zu geben. Dabei dient Bruno Feger die Natur in mehrfacher Weise: zunächst als Ort und Motiv der künstlerischen Inspiration; dann als Vorbild für seine Arbeitsweise und nicht zuletzt als Ort der künstlerischen Präsentation. Gerade die in der Landschaft aufgestellten Skulpturen des Künstlers betonen das ambivalente Verhältnis von Kunst und Natur: Zum einen ist es die Kunst, die Natur, indem sie als Resonanzraum dient, erst zum Sprechen bringt. Zum anderen verweist die künstlerisch hergestellte Situation darauf, dass Kunst verschwundene Natur nicht als Natur zurückholen oder ersetzen kann.

Blickfang vor der Galerie: Bruno Feger, Hagebutten 6-8-14, 2014, Stahl, farbig gefasst, 2-teilig

Biografie

Bruno Feger, Foto: privat
Bruno Feger, Foto: privat

Bruno Feger, geboren 1962 in Haslach/Schwarzwald, studierte zunächst Architektur an der Hochschule der Künste Berlin (1982-87), bevor er zur Kunst fand. Heute lebt und arbeitet er in der Nähe von Freiburg im Breisgau, wo er sich in einem Gewerbepark nach eigenen Plänen sowie in eigner Regie und Handarbeit ein Wohnatelier gebaut hat. Zu seinen Auszeichnungen zählen der Kunstpreis der Stadt Hanau (1998) und der Preis der Stadt Mörfelden-Walldorf (2002). Seit 1989 sind seine Objekte in zahlreichen Ausstellungen zu sehen – vor allem im öffentlichen Raum, wo sie immer wieder große Aufmerksamkeit und Anerkennung finden. Daneben hat er zahlreiche Kunst-am-Bau-Aufträge verwirklicht.

Bruno Feger, Foto: privat

Begleitheft

Zur Ausstellung ist eine Broschüre erschienen mit einem Text von Ausstellungskurator Joachim Haller.

Film zur Ausstellung

Bruno Feger, Tulpen 26-9-17, 2017, (2010), Stahl, farbig gefasst, 7-teilig, 82 x 720 x 1060 x cm (Ausschnitt). © Künstler, Foto: Frank Kleinbach
Bruno Feger, Tulpen 26-9-17, 2017, (2010), Stahl, farbig gefasst, 7-teilig, 82 x 720 x 1060 x cm (Ausschnitt). © Künstler, Foto: Frank Kleinbach

Auf seinem Youtube-Kanal porträtiert der Kulturjournalist Dr. Rainer Zerbst die Ausstellung in einem vierminütigen Film (Text und Sprache: Dr. Rainer Zerbst, Film und Videobearbeitung: Horst Simschek). Mehr auch im Kulturblock von Rainer Zerbst.

Bruno Feger, Tulpen 26-9-17, 2017, (2010), Stahl, farbig gefasst, 7-teilig, 82 x 720 x 1060 x cm (Ausschnitt). © Künstler, Foto: Frank Kleinbach
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