Willi Siber.
Raum Nahrung – Objekte aus Holz
26. Januar – 16. April 2001
"Wir werden in eindringlicher Weise gewahr, wie Raum immer erst geschaffen wird durch Grenzziehung"
(Anton Schmid im Katalog Willi Siber, 1999).
Zur Ausstellung
Raum Nahrung – unter diesem Titel waren rund 30 plastische Wand- und Bodenarbeiten des 1949 in Eberhardzell geborenen Malers und Bildhauers Willi Siber zu sehen. Ergänzt wurde die Präsentation durch Zeichnungen, in denen Siber den Wechselbezug zu seinen Skulpturen thematisiert.
Siber gehört zu den wichtigen Bildhauern im süddeutschen Raum, die sich mit den Themen Holz und Natur und dem Verhältnis von Relief und Skulptur im Raum beschäftigen. Vor allem mit seinen filigranen und zugleich spröden Arbeiten hat sich Siber überregional einen Namen gemacht.
Die Ausstellung stellte aus dem skulpturalen Schaffen von Willi Siber verschiedene Werkgruppen vor, die in jeweils unterschiedlicher Weise auf den Raum – das zentrale Anliegen bei Siber – einwirken. Obgleich an Wand und Boden gebunden, sind Willi Sibers poröse Holztafeln, -elemente und –behältnisse autonome Gebilde, die sich dem Raum passiv und aktiv öffnen, die Prinzipien von Ordnung und Auflösung verbinden; sie agieren und reagieren, nehmen Raum auf und geben Raum ab, sie lassen den Raum sich durchdringen und sie gehen in den Raum über – als Raumnahrung. Bei der Bearbeitung seiner Skulpturen mit der Kettensäge reduziert Siber die gewachsene Holzmaserung, verfremdet das Naturhafte des Holzes und verspachtelt die naturgegebene Holzstruktur mit einer Mischung aus Farbe und Leim. Jeder Bezug zu Tradition und Herkunft wird auf diese Weise bewußt nivelliert. Siber verwandelt seine Skulpturen gleichsam zu plastischen Malkörpern, deren oftmals zarte Farbigkeit den Eindruck von Patina vermitteln.
Willi Sibers Holzobjekte sensibilisieren für die Wahrnehmung von Fläche und Raum – sie schaffen neue, ungewohnte Seh-Räume. Durch die Kontaktaufnahme mit dem Raum entfalten Sibers Objekte körperhafte Eigenschaften. Mit ihren hautigen, pelzigen und skelettierten Substanzen und Strukturen entfalten sie eine körperhafte Präsenz mit eigenem Klima, das sich auf den Raum überträgt und in ihn übergeht. Weder statuarisch streng noch blockhaft massiv scheinen seine Objekte die Gesetze der Schwerkraft zu durchbrechen. Das Verschmelzen von Zwei- und Dreidimensionalität und ein dialogisches Wechselspiel aus geometrischer Groß- und organoider Kleinform, Licht und Schatten, Distanz und Nähe machen seine Holzarbeiten dynamisch und raumbestimmend.
Katalog
Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen farbigen Abbildungen und Texten von Anton Schmid, Stephan Wünsche und Gabriele Holthuis erschienen (120 Seiten, 20 €).