Gürtelschließen vom Balkan, aus Asien und Nordafrika

22. Mai – 30. Oktober 2016

Gürtelschließen vom Balkan, aus Asien und Nordafrika
Gürtelschließen vom Balkan, aus Asien und Nordafrika

Gürtel und Gürtelschließen halten nicht nur Röcke und Beinkleider in der richtigen Position und schließen offene Gewänder. Wie die gesamte Kleidung unterliegen auch sie Moden und Trends. Sie verraten viel über Wohlstand, sozialen Status, ästhetische Präferenzen und regionale Herkunft ihrer Träger. Darüber hinaus dienen viele Gürtel und Gürtelschließen als Schmuck. Zuweilen haben Farbe und Form oft einen amulettartigen Charakter. Mannigfaltige Einblicke in die Kultur dieser Kleidungsstücke gibt vom 22. Mai bis 30. Oktober (verlängert) die Ausstellung „Gürtelschließen vom Balkan, aus Asien und Nordafrika“ im Silberwarenmuseum Ott-Pausersche Fabrik. Präsentiert werden über 100 Exponate aus 30 Ländern. Sie umspannen zwei Jahrhunderte und stammen aus einer umfangreichen Privatsammlung. Die ausgestellten Arbeiten zeigen eine immense Vielfalt gestalterischer Elemente wie prächtige ornamentale Muster, Landschaftsansichten, Pflanzenmotive und menschliche Gestalten.

Gürtelschließen vom Balkan, aus Asien und Nordafrika
Gürtel, Jemen, um 1900, Silber, Silberfiligran, rote Steine, Koralle (Ausschnitt)
Gürtel, Jemen, um 1900, Silber, Silberfiligran, rote Steine, Koralle (Ausschnitt)

Ursprünglich waren Gürtel aus Naturmaterialien, aus Leder, Haar, Wolle, Baumwolle oder Seide. Dazu kamen später Edelmetalle, die vor allem bei der Anfertigung der Schließen Verwendung fanden. Der eigentliche Verschluss erfolgt durch Haken und Ösen oder Scharniere, die mit einem Steckstift verbunden werden. Häufig sind sie durch Schmuckplatten verdeckt.

Einer der Ursprünge der Goldschmiedekunst lag im Vorderen Orient. Im Dekor verband sich das altorientalische Erbe mit Motiven der abrahamitischen Religionen – des Judentums, des Christentums und des Islam. Viele der Symbole wurden von allen dreien verwendet. Dazu gehört das Hexagramm, das vielerorts erst im 20. Jahrhundert, von Europa ausgehend, als säkulares Symbol der zionistischen Bewegung verstanden wurde. In den arabischen Kalifaten und im Osmanischen Reich waren es vor allem jüdische Meister, christliche Armenier und muslimische Kaukasier, die die Goldschmiedekunst zu jener Blüte brachten, die wir noch heute in den Schmucksammlungen bewundern.

Kennzeichnend für die Gürtel aus islamisch geprägten Ländern sind Ornamente, die in vielfältigen Formen und Techniken umgesetzt werden. Gürtelschließen aus Tunesien, Algerien und Marokko zeugen von der Handwerkskunst jüdischer Silberschmiede. Jüdische Arbeiten brillieren durch die perfekte Ausführung von Filigran und Granulation, während Schmuckstücke kaukasischer und mittelasiatischer Goldschmiede oft durch das Niellieren, das Aufschmelzen einer schwarzblauen Masse auf silbernen Untergrund, ihr charakteristisches Dekor erhielten.

Die Verflechtung der Völker im Osmanischen Reich spiegelt sich auch in der Schmuckkultur wieder. So finden wir ähnliche Gürtelschließen in Mazedonien, Bulgarien, Kleinasien, Syrien und dem Kaukasus. Besondere Erwähnung verdienen dabei die großen Schließen der kurdischen Männertracht. Sie erinnern daran, dass Gürtel früher von beiden Geschlechtern auf diese Art geschlossen wurden.

Ähnlich wie auf dem Balkan verwendete man auch in den ländlichen Gebieten Nordwestafrikas ursprünglich Gürtel aus Wolle. Im Aures-Gebirge, woher die meisten der ausgestellten Exponate stammen, erfuhren Silbergürtel erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts größere Verbreitung. Wie im Mittelmeerraum war es auch in Mittelasien vor allem die städtische Oberschicht, die die Metallgürtel oder die reich geschmückten Ledergürtel trug.

Durch Handelswege wie die Seidenstraße waren der Ferne und der Nahe Osten immer durch wechselseitige Einflüsse miteinander verbunden. Das Ergebnis ist eine Karte von Kulturregionen ohne feste Grenzen, die nur als Ausschnitte eines Kontinuums zu verstehen sind: Indien, Indonesien, Südostasien, China und Japan. Im Mittelpunkt liegt Tibet, das in der Ausstellung vor allem durch mehrere schön geschmückte Zundertaschen und Geldbörsen vertreten ist. Sie erinnern daran, dass Gürtel oft auch eine wichtige Trägerfunktion hatten und haben. Je weiter eine Region vom islamischen Raum entfernt ist, desto häufiger finden figürliche Darstellungen Eingang in das Dekor. In Indien und Südostasien sind es mythologische, hinduistische oder buddhistische Motive, in China fallen darüber hinaus kunstvoll gearbeitete Pflanzen- und Tiermotive ins Auge. Einen besonderen Charakter zeigen die Gürtel und Gürtelschließen aus Japan, sowohl die Materialien wie auch die Dekortechnik betreffend. So besteht die Schauseite mehrerer Schließen aus Satsuma-Porzellan.

Gürtel, Jemen, um 1900, Silber, Silberfiligran, rote Steine, Koralle (Ausschnitt)
ZUM BILD