Ebbe Weiss-Weingart.
Schmuckträume – Highlights der Sammlung Deutsches Goldschmiedehaus Hanau
12. April – 25. Oktober 2015
Zur Ausstellung
»In allen meinen Arbeiten lebt ein Stück meiner Seele, es sind Selbstmitteilungen, die als Träume aus meinem Innern fließen«, sagt Ebbe Weiss-Weingart. Die 1923 in Nürnberg geborene und in Salem am Bodensee lebende Goldschmiedin zählt zu den überragenden Schmuckkünstlerinnen Deutschlands von internationalem Renommee.
Die Ausstellung zeigt rund 80 Arbeiten, ausgewählt aus der Sammlung des Deutschen Goldschmiedehauses Hanau und ergänzt durch neue Kreationen aus dem Besitz der Künstlerin. Beginnend mit dem Frühwerk bis hin zu Arbeiten der jüngsten Zeit verfolgt die Schau das Schaffen von Ebbe Weiss-Weingart über acht Jahrzehnte und dokumentiert die enorme Bandbreite und den unermüdlichen Erfindungsgeist der Schmuckkünstlerin.
Schmuck – bahnbrechend und vielseitig
Ebbe Weiss-Weingart veränderte die Goldschmiedekunst nach 1945 in Deutschland künstlerisch wie technisch. Unter den zeitgenössischen deutschen Goldschmiedinnen nimmt sie eine singuläre Stellung ein. Mit ihrer gänzlich neuartigen Auffassung der Oberflächenstrukturierung des Materials Gold gilt Ebbe Weiss-Weingart nach dem Zweiten Weltkrieg als Pionierin. Seit 1956 versieht sie die Oberflächen des Goldes mit faltig oder borkig wirkenden Strukturen; neben Gieß- und Meißeltechniken erzielt sie diese neuen und ungewöhnlichen Wirkungen unter anderem durch Aufschweißen feinster Goldspäne. Ihre Experimente mit strukturiertem Gold wirkten bahnbrechend. Sie erreichte damit Oberflächen, die in der Goldschmiedekunst beispiellos waren und der vorherrschenden konstruktiven Auffassung widersprachen. Dem amorphen Metall gab sie etwas Lebendiges, indem das kostbare Gold die Anmutung von geknülltem Papier, von etwas organisch Gewachsenem annahm.
Von Anfang findet die Künstlerin Gefallen daran, verschiedene Goldschmiedetechniken, wie das Schweißen, Ätzen, Flammspritzen oder Galvanoplastik auszuprobieren. Ihr Ziel war es nicht, das Gold auf Hochglanz zu polieren, vielmehr reizte es sie, ihrem Schmuck Strukturen und Aufbrechungen und somit eine ganz neue Lebendigkeit zu verleihen.
Über viele Jahrzehnte hat Ebbe Weiss-Weingart immer wieder aufs Neue bewiesen, wie vielseitig Schmuckgestaltung sein kann. Sie liebt es bis heute, in Material, Technik und Form zu experimentieren und immer neue Ideen zu realisieren: Ausgefallener, avantgardistischer Schmuck mit Perlen, Acryl, Straußenei, Koralle und Lapislazuli gehört ebenso zu ihrem Repertoire wie klassisch orientierte Arbeiten, in denen Brillanten oder üppig eingesetzte Farbsteine dominieren. In den 1990er Jahren entdeckt sie den chinesischen Jadestein, den sie in zahlreichen Broschen und Anhängern verarbeitete: Unterschiedliche Motive wie Drachen, Fische, Phönix, Masken oder das „taotie-Motiv“ werden durch sparsamen Einsatz von Gold, Rubinen oder kleinen Brillanten phantasievoll ergänzt.
Werdegang, Preise und Auszeichnungen
Ebbe Weiss-Weingart wird 1923 in Nürnberg geboren. Von 1939 bis 1943 studiert sie zunächst Malerei und Metallgestaltung an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg (Metallklasse Prof. Josef Pöhlmann). Im Anschluss besucht sie von 1943 bis 1945 die Meisterschule für Goldschmiede in München und absolviert 1948 die Meisterprüfung. Bereits 1946 eröffnet sie ihr eigenes Atelier in Salem am Bodensee, wo sie noch heute lebt und arbeitet.
Auf der 1. Nachkriegstriennale in Mailand 1951 werden drei Arbeiten von Ebbe Weiss-Weingart mit der Silbermedaille ausgezeichnet. In der Folge wird ihr Schaffen mit einer Vielzahl nationaler und internationaler Preise und Auszeichnungen gewürdigt, darunter vier Staatspreise und der Goldene Ehrenring der Gesellschaft für Goldschmiedekunst, der als „Nobelpreis für Goldschmiedekunst“ gilt. Ihre Kreationen sind in namhaften Museen in aller Welt vertreten.