NOW – Jewels by Norman Weber

8. Mai – 28. August 2011

Norman Weber, Schaustück #1, 2007, Brosche, 125 × 105 × 42 mm, Silber Kunststoffsteine, Lack. © Norman Weber.
Norman Weber, Schaustück #1, 2007, Brosche, 125 × 105 × 42 mm, Silber Kunststoffsteine, Lack. © Norman Weber.

„Schmuck erscheint mir häufig als ein ‚unanständiges Medium’“ – das bekennt Norman Weber. Die Kreationen des 1964 in Schwäbisch Gmünd geborenen Schmuckgestalters beinhalten all jene verborgenen und offenbaren Qualitäten, die den zeitgenössischen Autorenschmuck so faszinierend machen: Brillanz und Glamour, Humor und Hintergründigkeit, Prunk und Schaustellung. Seine Schmuckstücke entfalten ein Feuerwerk der Fantasie, das in seinem Schwung und seiner wirbelnden Dynamik ergreift und beweist, dass wirklich guter Schmuck Drama, Vergnügen, Absurdität, Eleganz, Prunk und Pracht und Witz mühe­los zum Einklang bringen kann. Webers Schmuck umfasst beides: das Modische, das Altertümliche des Schmucks, seine gesamte Historie und zugleich seine kom­plette Verwandlung, seine Persiflage, seine Übertreibung und seine Negation, stets jedoch dargeboten mit Wonne und Doppelbödigkeit.

Norman Weber, Schaustück #1, 2007, Brosche, 125 × 105 × 42 mm, Silber Kunststoffsteine, Lack. © Norman Weber.

NOW – Markenzeichen für unverwechselbare wie ungewöhnliche Schmuckkreationen
NOW: diese drei Buchstaben stehen für Norman Weber – und sie sind das Markenzeichen seiner unverwechselbaren wie ungewöhnlichen Schmuckkreationen, mit denen der 1964 in Schwäbisch Gmünd geborene Gold- und Silberschmied eine herausragende Position im internationalen Autorenschmuck einnimmt. „NOW – Jewels by Norman Weber“: unter diesem Titel steht nun die erste umfassende Retrospektive zu Webers Schaffen, die das Silberwarenmuseum Ott-Pausersche Fabrik vom 8. Mai bis 28. August zeigt. 100 Werke der letzten 20 Jahre sind in einer eigens vom Künstler für die Gmünder Ausstellung entworfenen Installation zu sehen. Die Werkschau wurde zusammen mit dem Deutschen Goldschmiedehaus Hanau, der Galeristin und Kuratorin Dr. Ellen Maurer Zilioli, Contemporary Arts, Brescia und dem Bayerischen Kunstgewerbeverein (BKV) in München erarbeitet; dass sie in Schwäbisch Gmünd gezeigt werden kann, ist der Unterstürzung durch die Stiftung Gold- und Silberschmiedekunst zu verdanken. Ein 144 Seiten umfassender Katalog (29,80 Euro) mit Fotos von Alexandra Vogt sowie Beiträgen von Dr. Ellen Maurer Zilioli, Bernhart Schwenk und Barbara Vinken begleiten die Präsentation.

Stadtgoldschmied von Schwäbisch Gmünd
Mit der Ausstellung ist Norman Weber 2011 in Schwäbisch Gmünd zugleich auch als Stadtgoldschmied präsent. Durch die bundesweit erstmalige Berufung eines Stadtgoldschmieds im Jahre 1989 hat Schwäbisch Gmünd als Gold- und Silberstadt und bedeutender Ort des künstlerischen Schmuckgestaltens einen wichtigen Akzent gesetzt. Betreut wird der Stadtgoldschmied von der Stiftung Gold- und Silberschmiedekunst Schwäbisch Gmünd.

Norman Weber, Rosentau, 1992, Brosche, 75 × 75 × 50 mm, Kunststoff, Pigment, Hämatite, Federstahl, Gold 333. © Norman Weber.
Norman Weber, Rosentau, 1992, Brosche, 75 × 75 × 50 mm, Kunststoff, Pigment, Hämatite, Federstahl, Gold 333. © Norman Weber.

Schmuck als künstlerische Ausdrucksform
„Man verfällt ihnen gnadenlos und wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann handelt es sich nur um eine Frage der Zeit“, so das Urteil der Fachpresse über die Schmuckkreationen von Norman Weber. Der heute 47-jährige Goldschmied gehört inzwischen zur mittleren Generation einer phantasievollen und vitalen, rebellischen und international agierenden Schmuckbewegung, welche mit großer Selbstverständlichkeit propagiert: Schmuck ist eine künstlerische Ausdrucksform. Im Panorama des zeitgenössischen Autorenschmucks gehört Weber zu den Besten, die diese kreative Bewegung bislang hervorgebracht hat.
Norman Webers Schmuckstücke basieren auf aufwendigsten Entwicklungen, perfekter handwerklicher Ausführung und goldschmiedischer Zielsetzung. Fotografische und zeichnerische Vorlagen, digitale Entwicklung der plastischen Idee, komplexe Kompositionsverfahren, farbliche Gestaltung – auf diesen Pfeilern errichtet Norman Weber seinen ganz individuellen Schmuckkosmos. In konsequenter Abfolge reihte er in den vergangenen Jahren Werkgruppe an Werkgruppe: von den „Juwelen", „Herzen", „Colliers", „Klassikern" und den „Schmuckhäusern" über die konstruktive Reihe der „Objekte" bis zu den abenteuerlichen Erfindungen der „Porträts" in zunehmend voluminösem Umfang. Dazwischen gibt es auch die zierlichen und schmeichelnden Ohrgehänge „Super-Perls": prall, sinnlich und verführerisch. In den allerjüngsten Kreationen, den „Schaustücken", gelingt Norman Weber erneut ein Feuerwerk der Fantasie, das den Betrachter in seinem Schwung und seiner wirbelnden Dynamik ergreift und beweist, dass wirklich guter Schmuck Drama und Vergnügen, Absurdität und Eleganz, Prunk und Witz mühelos zum Einklang bringen kann. In seiner intelligenten Verzahnung von intellektueller Durchdringung der Thematik mit ihrer sinnlich-humorvollen Darbietung beinhaltet der Schmuck von Norman Weber beides: das Modische, das Altertümliche des Schmucks, seine gesamte Historie und zugleich seine komplette Verwandlung, seine Persiflage, seine Übertreibung und seine Negation, stets jedoch mit Wonne und Doppelbödigkeit dargeboten.
Norman Webers Schmuck changiert zwischen Objekt und tragfähiger Zierde, zwischen demonstrativem „Schaustück“ und sinnlich betörendem Kleinod, das zuweilen an die Grenzen praktischer Handhabung gelangt. Aber vor allem liegt sein Interesse bei den vielfältigen, mit dem Schmuck unweigerlich verknüpften Emotionen, Wertvorstellungen, Schönheitsdiktaten, symbolischen Verquickungen und sozialen Bedeutungen, die es für ihn zu untersuchen und zu entlarven gilt und die er in humorvoller, ironisch-witziger, geistreich-spritziger Inszenierung vorlegt: Schmuck, der uns erheitert, aber auch nachdenklich stimmen kann.

Norman Weber, Rosentau, 1992, Brosche, 75 × 75 × 50 mm, Kunststoff, Pigment, Hämatite, Federstahl, Gold 333. © Norman Weber.

Biografische Notizen

Norman Weber hat zwar bereits früh seine Geburtsstadt Schwäbisch Gmünd verlassen und seine spätere schmuckkünstlerische Formierung in anderen einschlägigen Zentren erfahren – gleichwohl blieben seine Wurzeln prägend für die Berufswahl und seine entschiedene Passion für den Schmuck. Nach seiner Ausbildung an der Berufsfachschule Neugablonz (Gesellenprüfungen als Gold- und Silberschmied 1987/88) studierte Norman Weber von 1989 bis 1996 an der Akademie der Bildenden Künste in München bei den Professoren Hermann Jünger, Otto Künzli und Horst Sauerbruch. 1996 wurde Weber mit dem Debütantenpreis der Akademie und 1998 mit dem Förderpreis der Stadt München ausgezeichnet. Vorträge und Lehraufträge führten ihn unter anderem an die Gerrit Rietveld Academie Amsterdam, an die Hochschule Wismar, an die Burg Giebichenstein Hochschule Halle, an die Fachhochschule Hildesheim/Göttingen, die Hochschule für Gestaltung Pforzheim, an die Konstfack University College of Arts, Crafts and Design Stockholm/Schweden und an die Hochschule der Künste Göteborg/Schweden. Gegenwärtig lehrt Weber an der Berufsfachschule Neugablonz.
Webers Werke befinden sich unter anderem in der permanenten Schmuckschau der Neuen Sammlung – internationales Design-Museum in der Pinakothek der Moderne München, im Museum of Art & Design New York, im Nationalmuseum Stockholm, im Schmuckmuseum Pforzheim, in der Sammlung des Deutschen Goldschmiedehauses in Hanau, der Koch-Sammlung London sowie zahlreichen privaten Sammlungen.

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