Tod am Limes.
Die römischen Gräber von Schwäbisch Gmünd
22. Juli 2005 – 8. Januar 2006
Zur Ausstellung
Zum ersten Mal seit ihrer Ausgrabung im Jahr 1977 präsentierte eine Ausstellung die kostbaren Funde vom römischen Gräberfeld in Schwäbisch Gmünd beim Schirenhof-Kastell. Gut 200 Objekte aus 77 Gräbern gaben einen einmaligen Einblick in diesen bedeutenden archäologischen Befund und beleuchten Leben und Tod am Limes im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. in den verschiedensten Facetten. Die Grabbeigaben spiegeln heute die Herkunft, die soziale Stellung und die Lebensgewohnheiten der Bestatteten. Ergänzt durch die Rekonstruktion eines Brandgrabes und mit dem Fragment eines Totenmahlreliefs aus Stein ließ die Ausstellung ein anschauliches Bild von den Bestattungsriten und vom Totenkult der Römer am äußeren obergermanisch-rätischen Limes entstehen. Zugleich vermittelte sie ein lebendiges Bild vom Götter- und Jenseitsglauben der römischen Soldaten und ihrer Angehörigen.
Die Ausstellung enstand in Kooperation mit dem Besitzer der Funde – dem Württembergischen Landesdenkmalamt in Stuttgart – und wird dokumentiert in einem Katalog (64 Seiten, 12,50 Euro). Zugleich war die Museumspräsentation der Beitrag Gmünds zum „Römerjahr 2005“.
Das Gräberfeld von Schwäbisch Gmünd-Schirenhof
Dem Gräberfeld von Schwäbisch Gmünd-Schirenhof kommt in zweifacher Hinsicht eine herausragende Bedeutung zu: Mit mindestens 310 sicher bestimmbaren Brandbestattungen ist es zum einen die einzig komplett ausgegrabene und umfangreichste römische Nekropole entlang des obergermanisch-rätischen Limes in Baden-Württemberg; als Teilstück aller Außenposten des römischen Imperiums erhielt er am 15. Juli von der UNESCO den Welterbestatus. Und zum anderen zeichnet sich das Gräberfeld durch seine einzigartige historische Topografie aus, die es zusammen mit Kohortenkastell und Badeanlage Schirenhof sowie den Kleinkastellen Freimühle und Kleindeinbach am unmittelbaren Grenzverlauf der Provinzen Obergermanien und Rätien bildet.
Die Grabbeigaben vermitteln uns heute ein Bild von der Herkunft, der sozialen Stellung und den Lebensgewohnheiten der Bestatteten: Wie das Fragment eines Mahlreliefs aus einem vormals über 5 Meter hohen Grabdenkmal; die Reste der Inschrift lassen heute die Vermutung zu, dass der Verstorbene einheimisch und im Besitz des römischen Bürgerrechts war. Wie die mit einem Schlangenmotiv verzierte Flasche aus dem Grab eines Jugendlichen; dieser symbolbehaftete Fund ist singulär und dem Bereich des Kultes zuzuordnen. Oder eine Terra Sigillata-Schüssel (das reliefverzierte Tafelgeschirr der Römer aus einem rotbrennenden Ton); diese Schüssel, die nach heutiger Kenntnis aus einem Männergrab stammt, verrät uns etwas über den Warenaustausch mit dem pfälzischen Rheinzabern, dem größten Töpfereibetrieb nördlich der Alpen.
Ergänzt durch die Rekonstruktion eines Brandgrabes und zusammen mit dem Fragment des Mahlreliefs aus Stein lässt die Ausstellung ein anschauliches Bild von den Bestattungsriten und vom Totenkult der Römer am äußeren obergermanischrätischen Limes entstehen. Zugleich vermittelt sie ein lebendiges Bild vom Götter- und Jenseitsglauben der römischen Soldaten und ihrer Angehörigen.