Keramik aus Faenza

2. April – 29. August 2004

Piatto gotico-floreale / Teller gotisch-floreal, 15. Jahrhundert, H 4 cm; Ø 23,5 cm. © Museo Internazionale delle Ceramiche, Faenza.
Piatto gotico-floreale / Teller gotisch-floreal, 15. Jahrhundert, H 4 cm; Ø 23,5 cm. © Museo Internazionale delle Ceramiche, Faenza.

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Boccale "arcaico" con motivi fitozoomorfi su fondo a graticcio / "Archaischer" Krug mit pflanzen- und tierförmigen Motiven auf einem gitterförmigen Untergrund, 14.Jahrhundert, H. 20,4 cm. © Museo Internazionale delle Ceramiche, Faenza.
Boccale "arcaico" con motivi fitozoomorfi su fondo a graticcio / "Archaischer" Krug mit pflanzen- und tierförmigen Motiven auf einem gitterförmigen Untergrund, 14.Jahrhundert, H. 20,4 cm. © Museo Internazionale delle Ceramiche, Faenza.

Das Museo Internazionale delle Ceramiche (MIC) in Gmünds italienischer Partnerstadt Faenza besitzt die größte Keramiksammlung der Welt und – die Stadt kann sich rühmen, einem ganzen Produktionszweig ihren Namen gegeben zu haben, der Fayence. Aus dem reichen Fundus der Sammlung zeigte die in enger Kooperation mit dem MIC entstandene Ausstellung erstmals in Deutschland ausgewählte Exponate, die die herausragende Bedeutung und Internationalität dieser Sammlung vermitteln.

Die umfangreiche Werkauswahl setzte zwei Schwerpunkte: sie umfasst zeitlich einen Querschnitt signifikanter faentinischer Keramik vom späten Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, und spannt darüber hinaus mit freien keramischen Arbeiten bedeutender zeitgenössischer Künstler und Keramiker zugleich den Bogen bis in die Gegenwart. Dabei setzten Schalen und Krüge die Akzente. Auf diese Weise kommt es in der Ausstellung zu einem reizvollen, mehrfachen Dialog: Historisches begegnet Modernem, Gebrauchskeramik trifft mit Keramik als Kunstgegenstand zusammen und – die plastische Krugform steht dem malerischen Dekor flacher Schalen gegenüber.

Die in der Ausstellung zusammengeführten, hochkarätigen Arbeiten lassen den Betrachter nachvollziehen, dass Faenza auf eine kontinuierliche, über mehrere Jahrhunderte hinweg andauernde Tradition in der Keramikkunst zurückblicken kann, die vom Spätmittelalter bis hin zum 19. Jahrhundert reicht. Exemplarisch treten nicht nur die wesentlichen Übergänge in der Geschichte der faentinischen Majoliken, ihre Werkstätten und Meister zu Tage, sondern es ist auch erkennbar, wie sich seit dem Mittelalter Formen, Stile, Dekor und Techniken abgelöst haben.

Insbesondere ist an den ausgewählten Beispielen der Umbruch in der Mitte des 16.Jahrhunderts ablesbar, der zur Entstehung der "bianchi di Faenza" (der "Weißen von Faenza") geführt hat – eine damals absolute Neuheit. Die weiße, nur mit vereinzelten Motiven dekorierte Keramik wurde weit über Italien hinaus versandt und beeinflusste bis ins 17. Jahrhundert die Keramikproduktion, vor allem in Frankreich; dort wurde für diese Herstellungsart bald der Begriff "Fayence" geprägt, mit dem seit jener Zeit der Name Faenzas für immer an das Keramikprodukt gebunden ist: eben Faenza – Fayence. Erst mit dem Aufkommen des Porzellans gegen Ende des 18.Jahrhunderts geht die große Zeit der "bianchi di Faenza" zu Ende.

Boccale "arcaico" con motivi fitozoomorfi su fondo a graticcio / "Archaischer" Krug mit pflanzen- und tierförmigen Motiven auf einem gitterförmigen Untergrund, 14.Jahrhundert, H. 20,4 cm. © Museo Internazionale delle Ceramiche, Faenza.
Francesco Nonni (1885-1976), Scatola (Dose), H 13,5 cm; Ø 11,5 cm. © Museo Internazionale delle Ceramiche, Faenza.
Francesco Nonni (1885-1976), Scatola (Dose), H 13,5 cm; Ø 11,5 cm. © Museo Internazionale delle Ceramiche, Faenza.

Dass von Faenza aus bis heute national wie international wesentliche formelle und technische Innovationen auf dem Gebiet der Keramik ausgehen, verdeutlicht die Auswahl an zeitgenössischer Keramikkunst. Wesentliche Impulse für Erneuerungen gingen dabei vor allem von der Gründung des Internationalen Keramikmuseums von Faenza (1908), der Einrichtung des Instituts für Keramikkunst und nicht zuletzt vom 1932 zum ersten Mal verliehenen "Premio Faenza" ("Preis von Faenza") aus, bis heute eine der wichtigsten internationalen Reputationen der Kunstkeramik.

Francesco Nonni (1885-1976), Scatola (Dose), H 13,5 cm; Ø 11,5 cm. © Museo Internazionale delle Ceramiche, Faenza.

Publikation

Begleitheft "Vernissage" (5 Euro)

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