Erich Mansen.
Metaphorik der Bilder
26. Mai – 9. Juli 2000
 
Malerei und Zeichnung – im Werk von Erich Mansen greifen diese zwei Gattungen immer wieder ineinander, durchdringen und ergänzen sich partnerschaftlich: Dies spiegelte sich in den 16 großformatigen Gemälden und 21 Zeichnungen, die unter dem Titel "Metaphorik der Bilder" zu sehen waren. Mit der Wanderausstellung, die in Schwäbisch Gmünd ihren Anfang nahm, feiertr der langjährige Professor für Malerei und Zeichnung an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zugleich seinen 70sten Geburtstag.
Erich Mansen hat sich in seinen gegenstandsbezogenen wie in seinen abstrakten Arbeiten auf Papier und Leinwand ganz und gar den künstlerischen Grundparametern Punkt und Linie sowie Farbe und Form verschrieben. Geste und Bewegung sind es, die sich in Mansens Malerei und Zeichnung finden, und der Malprozess zeigt sich ebenso ausdrucksstark wie die lineare Kraft der Zeichnung. Obgleich der Entstehungsverlauf seiner Gemälde stets von der Zeichnung ausgeht, steht jedes farbige wie grafische Werk für sich und entwickelt seine ureigene, autonome Intensität.
Die Sprache des Künstlers ist komplex. Seine Grundthemen sind Natur und Metamorphose. Gegenstandsformen, die in Mansens Gemälden immer wiederkehren, wie Fächerfigurationen, Apfel-, Blüten- oder Schnecken- und Muschelformen können eindeutig erkennbar sein oder vieldeutig assoziierbar: sie haben für den Künstler metaphorische Aussagekraft – der Fächer in seiner Analogie zur gespreizten Hand als natürliche Urform, die Spirale als Grundmoment von Sein und Werden – , sie bringen die Wirklichkeit außerhalb des Bildes ins Spiel und weisen zugleich das Bild als Wirklichkeit aus. Solche Gegenstandsformen sind bei Mansen jedoch keine Abstraktionen gegenständlicher Motive, sondern sie entwickeln sich aus der Malerei, aus den Formen und Gesten eines Gestaltungsprozesses, den der Künstler selbst beschreibt "als Versuch, persönlich einzuschwingen in das Werden der Form".
Neben dem Gegensatzpaar "Gegenstand und Abstraktion" thematisiert Mansen in seinen Bildern weitere Dualitäten. Aus den dialektischen Verhältnissen von positiv und negativ, schwarz und weiß, außen und innen, offen und geschlossen, Meditation und Handlung, Spontaneität und Kalkuliertem, entfaltet der Künstler spannungsvolle Kompositionen, die grundlegende Strukturen der Realität erfahrbar machen. In der auf wenige Grundfarben reduzierten Malerei hebt Schwarz die plastische Wirkung der Farbflächen hervor und steigert die Bildzusammenhänge. Graphisch und malerisch zugleich, entstehen in einem dynamischen Gestaltungsprozess einfühlsame, bewegte Bilder.
Biografie
1929 geboren am 30.Dezember in Flensburg.
1950-54 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe bei den Professoren Otto Laible und Walter Becker, sowie an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts Paris.
1954-71 Kunsterzieher an Gymnasien in Schleswig, Flensburg und Reutlingen sowie Studienseminar Tübingen.
1962 Umzug nach Reutlingen. Beginn des zeichnerischen Werks, Begegnung mit HAP Grieshaber. 
1971-95 Professor für Zeichnen und Malen an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
1976-86 Atelier in Kißlegg/Allgäu. Beginn des malerischen Werks.
seit 1987 Atelier in Reutlingen,
1993 Umzug nach Lichtenstein.
 
